Musik in den Epen Homers


  

Textstellen in den Homerischen Epen, die sich auf Musik beziehen:

1). Ilias

I 472-473: Die Achäer versöhnen Apollon durch Singen eines Paian.

I, 601-604: Apollon spielt die Leier, die Musen singen lieblich im Kreis der speisenden Götter.

II 594-600: sog. Schiffskatalog. Die Musen berauben Thamyris, den Thraker, des Gesanges und des Saitenspiels, da er frevelhaft sich gebrüstet hatte, schöner zu singen als jene.

III 54: Hektor spricht zu Paris, daß ihm nicht das Saitenspiel nützte, stünde er Menelaos gegenüber.

IX 182-194: Aias und Odysseus sollen Achill vom Streit mit Agamemnon abhalten; sie finden ihn, am beim Klang der mit einem silbernen Steg ausgestatteten Phorminx erfreuend, die er bei der Zerstörung der Stadt des Eëtions erbeutet hatte; ihm gegenüber sitzt schweigend Patroklos.

X 11-13: Agamemnon, sorgenvoll von den Achäerschiffen nach Troia blickend, sieht dort viele Feuer und hört den Klang von Syringen und Auloi und wundert sich darüber.

XVI 179-183: Hermes liebt die von Polymele geborene Jungfrau, als er sie, schön beim Reigen, im lärmenden Tanz der Artemis erblickt.

XVI 617: Der Tänzer Meriones im Streitgespräch mit Aineias. Er hat noch andere Funktionen, z.B. die Aufsicht bei der Holzbesorgung (XXIII 112).

XVIII 219: Erwähnung der Salpinx als ein Instrument des Krieges.

XVIII 490-606, Hephaistos bei der Fertigung der Waffen für Achilleus:

490-496: Beschreibung der zwei auf dem Schild dargestellten Städte. Jünglinge tanzen zum Klang von Auloi und Phormingen. (Frühester Beleg für ein Zusammenspiel von Saiten- und Aulosspiel).

523-526: Zwei Hirten erfreuen sich an dem Klang der Syrinx.

567-572: Ein Junge spielt zur Leier einen Linos.

590-606: Reigen von Jünglingen und reichen Jungfrauen zu den Klängen des "göttlichen Sängers; zwei Springtänzer begleiten seinen Gesang.

XXII 391-394: Rede des Achilleus an die Griechen nach Hektors Tod. Er fordert auf, einen Paian für siegreiches Tun anzustimmen.

XXIV 62-63: Hera in der Antwort an Apollon, dieser habe bei der Hochzeit von Peleus und Thetis die Phorminx gespielt.

XXIV 719-776: Wehklagen der Troianer um Hektors Tod. Es werden Vorsänger für die Totenklage aufgestellt.

2). Odyssee

In der Odyssee ist die Stimmung leichter, weniger vom Krieg bestimmt als in der Ilias, was auch in der Musik zum Ausdruck kommt. Sind es in der Ilias mehr die Götter, allen voran Apollon, die Musik machen, musiziert man in der Odyssee eher zu Hause, in der Art von Minnesängern. In der Odyssee sind Sänger und Phorminxspieler immer eine Person, in der Ilias dagegen wird der leierspielende Apollon von den singenden Musen begleitet (Ilias I 603 f.). In der Odyssee lassen sich berufsmäßige Sänger fassen: Dies sind Phemios in Ithaka, Demodokos sowie ein namentlich unbenannnter Sänger am Hof des Agamemnon (Od. 3, 267) und des Menelaos (Od. 4, 17). Die Stellung des Sängers am Hofe war zwar hoch angesehen, doch waren diese, wie aus Od. 8, 105. 254 ff. hervorgeht, nicht begütert, da ein Herold ausgesandt wird, um dem Demodokos die Leier zu holen, d.h. die (wertvolle) Leier gehörte zum Hofinventar. Die Sänger sind Meister der Volksschicht, welche vom König durch die Teilnahme am Mahl, durch Preise und Lob, ausgezeichnet wurden.

Die Anlässe sind festlicher Natur, Musik wird zu Tanz und Reigen gemacht. Eine Ausnahme bildet 5, 61, Kalypso singt zur Webarbeit und 10, 221. 227. 254, wo Kirke ihre Webarbeit ebenfalls mit Singen begleitet. Nausikaa und ihre Dienerinnen singen in 6, 99-109 zum Ballspiel.

Textstellen:

1, 150-155: Der Sänger Phemios wird gezwungen, die ihm gebrachte Kithara zu nehmen und den Freiern vorzuspielen und zu singen.

1, 325-331: Phemios, der berühmte Sänger, singt vor den Freiern von der traurigen Heimfahrt der Achäer, welche Athena Pallas den Griechen von Troia zudachte.

1, 336-352: Penelope wendet sich an den "göttlichen Sänger" Phemios, von Männern und Göttern sowie deren Taten zu singen.

1, 421-424: Die Freier kehren zurück zum abendlichen Tanz und Gesang.

3, 261-275: Aigistos läßt einen namenlosen Sänger, dem Agamemnon seine Frau Klytaimnestra anvertraut hatte, auf einer verwilderten Insel aussetzen und den Vögeln zum Fraß vorsetzen.

4, 17-19: Ein namenloser Sänger spielt bei Menelaos, begleitet von zwei Tänzern.

4, 171: Ein göttlicher Sänger spielt bei der Hochzeit der Kinder des Menelaos.

8, 40-47: Alkinoos ruft nach dem ‘göttlichen Sänger’ Demodokos.

8, 62-75: Der blinde, von den Musen geliebte Demodokos wird von einem Herold herbeigeführt. Er singt vom Zank zwischen Odysseus und Achilleus.

8, 253-267: Alkinoos befiehlt, die Leier des Demodokos zu holen.

8, 266-366: Lied des Demodokos über die Liebe von Ares und Aphrodite

8, 367-384: Odysseus erfreut sich an dem Gesang des Demodokos und rühmt Alkinoos für seine Tänzer.

8, 469-499: Odysseus preist den von den Musen geliebten Sänger Demodokos und fordert auf, ihm Speisen zu bringen.

8, 8-108: Odysseus trauert nach dem Gesang des Demodokos und fordert auf, nach der Musik zum Wettkampf zu gehen.

9, 1-10: Odysseus lobt Demodokos.

13,9-28: Demodokos singt beim Abschied des Odysseus von den Phäaken.

21, 404-411: Die Kunst Odysseus, einen Bogen zu spannen, wird mit dem kundigen Leierspiel verglichen.

22, 330 - 353: Phemios bittet Odysseus während der Ermordung der Freier um Gnade.

23, 129 - 149: Nachdem die Freier ermordet sind, befiehlt Odysseus, Musik zu machen und Reigen zu tanzen.

Erwähnung der Sänger in der Odyssee

1, 154. 337; 17, 262; 22, 330 ff.: Phemios, Sohn des Terpios.

8, 42. 62-75. 83-108. 246-267. 367. 469-499; 13, 27: Demodokos, der blinde Sänger.

Namenlose Sänger:

3, 267-271: bei Agamemnon.

4; 17-19:bei Menelaos.

Der "göttliche" Sänger

Der göttliche Sänger taucht in der Ilias nur einmal im Zusammenhang mit der Schildbeschreibung auf (XVIII 304 f.). In der Odyssee wird er häufiger genannt, dies vielleicht eine Folge ihrer späteren Entstehung. Das Aufkommen der Bezeichnung "theios" in der Ilias und verstärkt in der Odyssee dürfte im sich im 8. Jh. v. Chr. entwickelten Selbstbewußtsein der Sänger zu sehen sein, welches sich auch im Heraustreten aus der Anonymität - speziell in der Odyssee mit den namentlich genannten Phemios und Demodokos - manifestiert, obwohl das Ansehen der Sänger und Musikanten bei den Griechen seit alters her hoch gewesen sein muß.

Bochum S 1067, attisch geometrische Hydria des Analatosmalers, ca. 700 v. Chr., Aulosspieler inmitten eines Reigens


Mehr zur Musik in geometrischer Zeit können sie in meiner im Verlag Röll/Dettelbach erschienen Dissertation nachlesen:

Helmut Brand, Griechische Musikanten im Kult (2000) S. 57-96

 

 

 

 

 


Letzte Aktualisierung am 4. August 2002

Falls Sie von einer Suchmaschine hierher geleitet wurden, klicken Sie hier, um zur Startseite zu gelangen.